Tagebuch einer Studentin | Pausen statt Prokrastination | KW 10

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Mittlerweile bin ich in der 4. Woche. Meiner Semesterferien.
Ich habe mir sagen lassen, dass ich nicht die einzige bin, die sich während der Semesterferien immer mit dem Damokles-Schwert namens Ich-müsste-ja-noch-was-tun konfrontiert sieht. Da ist es dann auch egal, ob ich schon was getan habe oder eben nicht. Ich-müsste-ja-noch-was-tun nervt dich wieder und wieder. Schließlich hört dieses „Studieren“ ja irgendwie nie auf. Hat man den Text gelesen, muss noch die Hausarbeit geschrieben werden. Ist der Essay endlich fertig, steht Ende nächsten Semesters noch die Monster-Klausur an, für die man als Vorzeigestudent schon längst hätte anfangen müssen zu lernen. Irgendwas ist also immer. Eine never ending story.

Das Problem dabei ist offensichtlich: So findet man nie Ruhe, ja, das „mal abschalten“ kann so gar nicht funktionieren. Natürlich gibt es unter Studenten auch diejenigen, die das Wort Ferien in Semesterferien ähnlich zelebrieren wie in der Grundschule – nur mit mehr Alkohol und Nutten – ihr kennt das.

Prokrastination

Aber ich bin leider diejenige, die abends schlaflos im Bett liegt, weil Ich-müsste-ja-noch-was-tun über mir funkelt und mich vorwurfsvoll ansieht. Und umso mehr es funkelt, desto größer wird der Druck und je mehr schiebe ich auf. Prokrastination at its best beginnt. An dieser Stelle, glaube ich, ist es am wichtigsten, sich das Ganze einzugestehen. Denn, nein: Die vertrocknete Blume muss nicht genau dann gegossen werden, wenn man gerade lernen will. Und ebenfalls nein: Fürs Lernen muss der Boden weder gewischt noch gesaugt sein. Du hast Hunger? Mach dir einen Apfel und kein 3-Gänge-Menü. Alles ist plötzlich wichtiger als das, was du eigentlich tun solltest. Auch dieses Phänomen sollte bekannt sein. Mir jedenfalls zur Genüge.

Diese Woche war z.B. eine klassische Woche, in der ich mich unruhig umhergetrieben und trotzdem nichts hinbekommen hätte. Ich hätte mich jetzt natürlich quälen können, mir mit täglichen Pflicht-To-Dos einen Rahmen schaffen können. Ja, ja, das hätte ich alles machen können. Allerdings kam mir schon vor einer Weile ein Gedanke.

Studenten sind auch nur Menschen mit Vollzeitjob!

So ein Studentenalltag ist offiziell angelehnt an eine normale 40 Stunden Woche. Genau wie bei einem stinknormaler Arbeitnehmer eben. Und einem stinknormalen Arbeitnehmer stehen auch durchschnittlich 30 Tage Urlaub im Jahr zu. Daraus folgere ich, dass auch ich mir 30 Tage im Jahr verdiene, an denen ich mit ruhigem Gewissen nichts tue.
Das Wichtige dabei ist aber, sich freie Tage bewusst zu nehmen. Natürlich sollten die nicht unbedingt kurz vor einer Klausur oder in den letzten Tagen vor einer Abgabefrist liegen. Aber ich habe tatsächlich die Erfahrung gemacht, dass es selbst bei einer Prokrastinationsphase hilft, sich kurzzeitig mal aus diesem Studiumsstrudel raus zu nehmen – da reicht vielleicht sogar nur ein einziger Tag – und kurz mal ohne schlechtem Gewissen z.B. Netflix zu frönen.

Ich bin mittlerweile ein echter Fan von bewussten Pausen geworden – ich meine, wer kann bei einer Pause schließlich schon nein sagen? Der Unterschied aber zu „normalen“ Pausen oder Auszeiten ist einfach die Qualität dieser Erholungsphasen. Jeder braucht diese kleinen Zäsuren, um Kraft zu tanken. Das ist einfach so. Gerade deswegen sollte man sich diese auch erlauben.
Ich selbst habe mir fast die komplette Woche frei genommen, weil ich auch gemerkt habe, dass mein Akku momentan einfach ziemlich leer ist und zu allem Überfluss bin ich jetzt auch noch krank. Dementsprechend geht mein Urlaub gerade sanft in eine Krankschreibung über. Schade aber auch, dabei bin ich grad so motiviert!

Auch Pausen müssen mal ein Ende haben

Im Ernst: Ich muss mich nächste Woche dann hinsetzen und Literatur für einen Essay wälzen. Und damit ich das auch wirklich mache, sage ich euch das hier.

Noch ernster: Prokrastination klingt immer nach einer einfachen Aufschieberitis. In den aller meisten Fällen ist sie das auch. Dennoch hat das nichts mit Faulheit zu tun, sondern ist eine Arbeitsstörung, die man nicht unterschätzen sollte. Es kann sogar so weit gehen, dass es das Alltagsleben einschränkt oder weitergehenden negativen Folgen in der Berufswelt führt.
Falls euch das Thema interessiert kann ich euch sehr den Artikel zur Prokrastination der Universität Münster empfehlen. Dort gibt es auch einen Selbsttest, wenn ihr einmal herausfinden wollt, ob ihr einfach nur aufschiebt oder ob es bei euch schon etwas ernster ist.

Wie sieht es bei euch mit Pausen aus? Neigt ihr auch immer dazu, ein schlechtes Gewissen dabei zu haben?
Und wie sieht eure kommende Woche mit To-Dos für die Uni aus? Teilt es gern in den Kommentaren mit mir, dann können wir gemeinsam leiden und dran arbeiten!
Ich freu mich auf euch!

Gönnt sich jetzt ein Erkältungsbad.
– missmoere

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